Archiv der Kategorie: Projekte

Projekte sind die Prozesse, die starten, wenn eine Klasse eine Frage zu ihrem Thema gemacht hat. Sie entwickelt dann Such horizonte, Arbeitspläne, kleinerre Arbeitspakete. Im guten Fall stehen entweder ganz zum Schluss oder am Ende der kleineren Zwischen-Abschnitte Ergebnisse oder sogen. „Produkte“ zur Verfügung. Sie werden hier vorgestellt oder zur Diskussion gestellt.

Wir werden „Schule ohne Rassismus“

Wir werden
„SCHULE OHNE RASSISMUS“

Was das bedeutet? – Wir sind nicht mehr alleine, sondern vernetzen uns mit über 2500 anderen Schulen, die nicht nur Wissen vermitteln wollen, sondern für eine bessere Welt lernen und arbeiten.

Noch laufen die Unterschriften-Listen durch die Klassen. Denn mindestens 70% der Mitglieder einer Schule müssen die Initiative mittragen:
Hinter diesem Netzwerk steckt nicht nur eine Idee, sondern auch die Absicht, in Zukunft dafür zu sorgen, dass alle gut miteinander leben können. – Da kommt Arbeit auf uns zu. Und sicherlich das eine oder andere gute Projekt.

Das Erkennungszeichen der „Schulen ohne Rassismus“ ist dem einen oder der anderen sicherlich schon begegnet:

Logo des Netzwerks Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Mehr Informationen gibt es hier:
http://www.schule-ohne-rassismus.org/startseite/
http://www.andreas-albert-schule.de/

Aber in Zukunft sicherlich auch:  HIER …

 

Es geht los!

@alle, die mit dem Nachdenken über das Leben nicht aufhören können und vielleicht auch nicht aufhören wollen:

Hier entsteht als Pilotprojekt der
Blog der Kurse „Katholische Religion“
an der Andreas-Albert-Berufsschule in Frankenthal.

Wir alle, die SchülerInnen und ich, die Lehrerin, möchten, dass andere an unseren Ideen, Überlegungen, manchmal auch Ratlosigkeiten und dann wieder doppelt motivierten Aktionen teilhaben. Durch Mitdenken, Mitfragen und Mitschauen, natürlich auch durch konstruktive Anmerkungen und Kommentare.

Viele Fragen, die wir haben, stellen sich auch anderen:

Was ist Gerechtigkeit? Gibt es einen Sinn? Was bin ich wert? Wie geht Toleranz? Was ist Verantwortung? Was tun, wenn ich schuldig geworden bin? …

Es geht uns bei unseren Themen und Projekten darum, dieses wunderbare, einzigartige, aber manchmal so schreckliche Leben mehr und mehr zu verstehen.

Dazu haben die Kulturen vor uns unzählige geistige und geistliche Traditionen entwickelt. Aber die aktuellen Krisen dieser Welt zeigen: Wer Traditionen einfach übernimmt, lebt gefährlich und ist mitunter gefährlich. Die Religionskurse an unserer Schule geben uns dagegen die Chance in jedem Jahr ungestört 40 Stunden über Traditionen nachzudenken. Vor allem über die eigene religiöse Tradition. Von allen Seiten. Eben360 Grad“ .

In unseren Kursen haben alle Religionen dieser Welt Gast- und Heimatrecht. Entsprechend vielfältig sind die Standorte, von denen aus wir unsere selbst gewählten Themen bearbeiten.

Das ist buchstäblich „spannend“, manchmal bringt es uns auch in Spannung. Was nicht immer einfach ist, aber letztlich gibt es uns die Energie, die es braucht, um die religiösen Traditionen dieser Welt nicht ungefragt zu übernehmen, sondern – mit den Augen des Menschen gegenüber – zu prüfen. Eben in 360 Grad“.

Und manchmal kommen uns genau wegen unserer Verschiedenheit gute Ideen, etwas ganz neu zu sehen oder auszuprobieren. Modus? 360 Grad“! – Auch davon wollen wir in Zukunft hier erzählen.2013-01-28 11.46.16Dieser Blog gibt uns nun die Möglichkeit mit noch mehr Menschen zusammen zu suchen, zu betrachten, zu hinterfragen, vielleicht zu verstehen und hoffentlich zu finden, was Leben ist, woher es kommt und wohin es geht. Also: Noch mehr „Leben 360 Grad“.

In diesem Sinn und für alle Schüler und Schülerinnen, die sich an diesem Abenteuer beteiligen werden, wünsche ich uns allen eine gute Zeit!

2013-12-04 22.42.12Dorothea Ennemoser-Bohrer
Pastoralreferentin an der Andreas-Albert-Schule / Frankenthal
Kursleiterin

UNESCO-Welttag der Toleranz

Intoleranz wird meist
aus Unwissenheit und Angst vor dem Fremden
geboren.“

Aus der UNESCO-Erklärung zur Toleranz / 1995

 

Vor genau 12 Monaten
… nahm unser stellvertretender Schulleiter Christian Riedemann diese Weisheit ernst, schaltete die schuleigene Lautsprecher-Anlage an und las mit ruhiger Stimme die Namen all der Nationen vor, die damals an der AAS lebten und arbeiteten. Es waren 37 Nationen. Die Liste fand fast kein Ende. Es war der Montag nach den Anschlägen des 12. November in Paris mit 130 Toten. – Doch wir entdeckten an diesem Tag, in diesem Drama unsere alltägliche funktionierende Vielfalt!

Vor ziemlich genau 6 Monaten
… veranstaltete das 2. Lehrjahr der Industriemechaniker (IM14) eine Podiumsdiskussion zum Thema „Toleranz und Identität“. Sie wollten wissen, wie lange man tolerant sein kann und muss, ohne sich selbst zu verlieren. Sie wollten aber auch, dass alle im Haus wussten wie wichtig Toleranz für ein funktionierendes Zusammenleben ist. Das Ergebnis der Podiumsdiskussion war, dass Toleranz nur dann funktioniert, wenn sich alle in die Augen schauen und miteinander reden. – Nur wie bekommt man eine komplette Schule dazu, sich in die Augen zu schauen? Die Idee: Die ganze BBS feiert in Zukunft an der Andreas-Albert-Schule den UNESCO-Welttag der Toleranz.  Den gibt es jedes Jahr, immer am 16. November. Und da machen schließlich noch mehr mit: Eigentlich die ganze Welt.

Und nun hat er stattgefunden, der

UNESCO-Welttag der Toleranz 2016.

Das war noch nicht perfekt. Manches musste improvisiert werden. Die Anlage ließ uns im Stich. Aber alle hatten Spass. An einer ungewohnten Situation (alle SchülerInnen und alle Lehrerinnen in der Schulhalle auf dem Boden!), an spontanen afghanischen und syrischen Tänze, an einem persischen Rap und am Internationalen Mittags-Büffet, das sich in letzter Sekunde noch über die Tische weg bog: LehrerInnen und SchülerInnen hatten Essen aus ihren Heimatländern mitgebracht: Es gab also VIEL zu essen! Und viel Verschiedenes. Denn dieses Jahr sind 44 Nationen an unserer Schule.

Damit ist nun auch klar: An dieser Schule wird Vielfalt in Zukunft nicht mehr nur hingenommen. Sondern:

Wir werden unsere Vielfalt in Zukunft feiern und zeigen.

Und zwar schon gleich in der Eingangshalle. Mit allen jeweils aktuellen National-Flaggen und einer Landkarte.

Zum Schluß:

Danke an alle, die mitgeholfen haben! Denn Toleranz braucht nicht nur Augenhöhe, sondern ist Teamarbeit. – Und etwas zum Hinschauen. Deshalb im Folgenden eine kleine Bildergalerie vom Ereignis!

Was bestimmt, wer wir sind?

2015: Flüchtlingswellen in Europa, Anschläge in Paris und der Türkei. 2016 noch mehr Anschläge, noch mehr Flüchtlinge, verhinderte Anschläge in Deutschland und das leise hochkriechende Gefühl von Angst und Ohnmacht:

Wie lange kann und muss man eigentlich tolerant sein, bevor man sich selbst verliert? – Was ist Toleranz überhaupt? Eigentlich könnten wir uns doch einmal damit befassen!

Und schon lief im Frühjahr 2016 an der Andreas-Albert-Schule ein neues Projekt auf Hochtouren.

16 junge Männer zwischen 17 und 23 Jahren: Industriemechaniker, 2. Lehrjahr. Nahezu alle mit Migrationshintergrund. Nicht einmal alle hier geboren. Aber mit dem sicheren Gefühl, dass es Zeit wird über Werte genauer nachzudenken. – Toleranz ist ein Wert. Da waren sich alle von vornherein sicher. Und auch, dass es allemal gut ist dafür zu kämpfen. Aber warum das so ist und ab wann Toleranz verteidigt werden muss, dafür wollten sie klare Antworten und Linien!

Standpunkte wurden gesammelt, Fragen auf Vorrat gespeichert, Vorverständnisse sichtbar gemacht, gemeinsam wurde ein Arbeitsplan erstellt, Aufgaben wurden verteilt. Und dann war da die Frage, wofür der ganze Aufwand und für wen?

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Das Statement des Schulleiters Thomas Kramer zur Bedeutung von Toleranz in der Andreas-Albert-Schule. Und ab wann er Grenzen von Toleranz beachten muss, damit Vielfalt in der Schule funktioniert …

Was am Ende rauskam, kann hier schon einmal erzählt werden:
Eine Podiumsdiskussion für 200 SchülerInnen und eine neue Tradition für die Andreas-Albert-Schule: Der UNESCO-Welttag der Toleranz.

 

Die Moderatoren der Diskussion
Die Klassensprecher und Moderatoren der Diskussion: Christopher und Marcel

Was auf dem Weg dahin entdeckt wurde, waren

  • die Wichtigkeit eigener Fragen,
  • die jahrhunderte lange Wandlung eines Begriffes, den man bis dahin für „immer schon so“ hielt,
  • die Bedingungen, die es erst vielen verschiedenen Menschen mit vielen verschiedenen Einstellungen ermöglicht in einer Gesellschaft zu leben,
  • die Normen und Regeln, die einen Wert – und besonders diesen Wert – sichtbar und lebbar machen,
  • eine UNESCO-Erklärung, und …

Und es gab die gewünschten Antworten. Regelrechte Ergebnisse.

Einen Bauplan:

  1. Ablehnung. Wenn wir etwas tolerieren, dann haben wir zuvor einen Unterschied entdeckt, den wir für uns nicht akzeptieren können. Eine Meinung, eine Gewohnheit oder Ähnliches.
  2. Wir nennen dann Gründe, warum etwas, das wir als falsch oder schlecht betrachten, dennoch geduldet werden soll. Akzeptanzgründe wiegen zwar schwerer als Ablehnungsgründe. Aber die beiden heben sich nicht gegenseitig auf, sondern stehen nebeneinander.
  3. Erneute Zurückweisung (Grenzen von Toleranz). Diese Zurückweisungsgründe müssen noch schwerwiegender als die ersten Ablehnungsgründe sein! Und sie müssen allgemein gelten: Jeder sieht sie ein. Das Ziel: Erhalt der Toleranz.
  • Bleibt diese Herausforderung …
    Diese drei Komponenten müssen in der Balance gehalten werden. Das geht nur durch ständiges im Gespräch bleiben
  • … und eine neue Frage:
    Wer muss dann hier mit wem im Gespräch bleiben?

Eine Hitliste.

1. Etwas zu tolerieren heißt noch lange nicht, es gut zu finden oder stehen zu lassen.
2. Wer nach Toleranz schreit, muss auch Toleranz geben.
3. Toleranz wird dann zum Problem, wenn einer meint, seine Meinung sei die einzig wahre.

è Woran orientieren wir uns dann? Es muss doch eine Richtung geben, oder?!

4. Toleranz allein funktioniert nicht.
Toleranz braucht Co-Werte. Neben Gerechtigkeit braucht es u.a. auch Respekt und Achtsamkeit. Für den anderen und für sich selbst!
5. Toleranz dient dem sozialen Frieden.
6. Toleranz kann eigentlich nur von denen durchgehalten werden, denen Gerechtigkeit wichtig ist!

Aber was ist „gerecht“?

7. Wie Toleranz auszusehen hat, muss immer wieder neu diskutiert und besprochen werden. (= diskursiver Wert)

Doch  ohne Kompromisse wird es nicht gehen.

Aber:
wie können, dürfen, müssen die aussehen?

8. Toleranz ist ein Wert, der allen ein gutes Leben ermöglicht.

Werte sind Ideen in unseren Köpfen. Deshalb braucht es sichtbare und funktionierende Regeln/Normen, die Toleranz wirk-sam machen.

Aber:
Wer bestimmt, welche Regeln Toleranz wirksam machen?

9. Toleranz in der Technik meint: Bestimmte Abweichungen werden bis zu einem gewissen Grad hingenommen.

Und ab wann sagt der Techniker „Nein“ zur Abweichung?

10. Toleranz kann man weder diktieren, noch kann man sie erlauben. Sie kann nur aus der Einsicht der Menschen einer Gesellschaft heraus funktionieren.

Und …
… Regeln!

  1. Die Gründe für tolerantes Verhalten müssen immer für alle Seiten einsichtig und mittragbar sein.
  2. Niemand darf vom anderen fordern, was er selbst nicht einhält (Reziprozität)
  3. Niemand darf einem anderen verwehren, was er selbst für sich in Anspruch nimmt.
  4. Freiheitsregeln müssen immer unter allen Betroffenen teilbar sein.
  5. Niemand darf dem anderen seine eigenen Wertvorstellungen unterjubeln (auch nicht, wenn es um „höhere Wahrheiten“ geht. Denn sie können in der Regel nicht miteinander geteilt werden).

Da war es nun, das Wissen, …
… was Toleranz ist,
… wie Toleranz funktioniert,
… wann Toleranz ein Ende hat und
… was wir tun müssen, damit sie am Leben bleibt.

Was das alles mit Identität zu tun hat?

… Wer nicht weiß, WER er ist, erträgt nur schwer, wenn jemand JEMAND ist.
Umgekehrt:
… Wer weiß, WER er ist, kann andere JEMAND sein lassen.

 

Aaaalso:

!!!   WER SIND WIR?
Und
!!!   Was bestimmt, wer wir sind?

 

Fortsetzung folgt …?

Toleranz und Identität. Was passiert, wenn sich Vision und Bedürfnis begegnen … (IM 14 / 2016)

„Im Namen der Toleranz
sollten wir uns das Recht vorbehalten,
die Intoleranz nicht zu tolerieren.“

Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

 

Das Thema „Toleranz“ und die Angst, sich nicht rechtzeitig vor dem Verlust der eigenen Identität zu schützen, beschäftigte eine unserer Industrie-Klassen fast ein halbes Jahr.  Sie sammelten Material. Viel Material …   Unter anderem entdeckten sie dieses Zitat und ein Statement meines Pfarrers-Kollegen Carsten Leinhäuser (Bistum Speyer).

Das Zitat gab die Sicherheit nichts „Falsches“ zu denken. Der Artikel Pfarrer Leinhäusers gab uns eine Suchrichtung. Wir haben ihn Euch hier verlinkt:

„Von Toleranz, Austausch und Respekt und der heiklen Suche nach der eigenen Position“.

Ihr findet den Artikel in dem Themenheft Kontakt (Heft 1 / 2015) des BDKJ Speyer, gleich auf der zweiten Seite. Dieses Heft beschäftigte sich ausführlich mit dem Thema Toleranz, unserer Sehnsucht danach und unseren Ängsten davor. – Fanden wir gut!

Was die Jungs bei ihrer Suche nach Toleranz herausgefunden haben,  findet Ihr übrigens HIER .   – Es ist einiges!

Carsten Leinhäuser findet ihr übrigens auch im Internet. Er hat einen eigenen Blog: www.vaticarsten.de  Da finden sich noch mehr Statements zu Themen, die gerade unter die Haut gehen.

 

Was das alles mit Religion zu tun hat?
Hier ein Video, das es ganz gut erklärt.

 

Für Leute, die wissen wollen, wo sie in der Toleranz-Sache stehen: 

 

Und nun viel Spass beim Mit-Nachdenken! Wir sind gespannt.
Auf eure Gedanken, Standpunkte und Ideen!