2015: Flüchtlingswellen in Europa, Anschläge in Paris und der Türkei. 2016 noch mehr Anschläge, noch mehr Flüchtlinge, verhinderte Anschläge in Deutschland und das leise hochkriechende Gefühl von Angst und Ohnmacht:
Wie lange kann und muss man eigentlich tolerant sein, bevor man sich selbst verliert? – Was ist Toleranz überhaupt? Eigentlich könnten wir uns doch einmal damit befassen!
Und schon lief im Frühjahr 2016 an der Andreas-Albert-Schule ein neues Projekt auf Hochtouren.
16 junge Männer zwischen 17 und 23 Jahren: Industriemechaniker, 2. Lehrjahr. Nahezu alle mit Migrationshintergrund. Nicht einmal alle hier geboren. Aber mit dem sicheren Gefühl, dass es Zeit wird über Werte genauer nachzudenken. – Toleranz ist ein Wert. Da waren sich alle von vornherein sicher. Und auch, dass es allemal gut ist dafür zu kämpfen. Aber warum das so ist und ab wann Toleranz verteidigt werden muss, dafür wollten sie klare Antworten und Linien!
Standpunkte wurden gesammelt, Fragen auf Vorrat gespeichert, Vorverständnisse sichtbar gemacht, gemeinsam wurde ein Arbeitsplan erstellt, Aufgaben wurden verteilt. Und dann war da die Frage, wofür der ganze Aufwand und für wen?

Was am Ende rauskam, kann hier schon einmal erzählt werden:
Eine Podiumsdiskussion für 200 SchülerInnen und eine neue Tradition für die Andreas-Albert-Schule: Der UNESCO-Welttag der Toleranz.

Was auf dem Weg dahin entdeckt wurde, waren
- die Wichtigkeit eigener Fragen,
- die jahrhunderte lange Wandlung eines Begriffes, den man bis dahin für „immer schon so“ hielt,
- die Bedingungen, die es erst vielen verschiedenen Menschen mit vielen verschiedenen Einstellungen ermöglicht in einer Gesellschaft zu leben,
- die Normen und Regeln, die einen Wert – und besonders diesen Wert – sichtbar und lebbar machen,
- eine UNESCO-Erklärung, und …
Und es gab die gewünschten Antworten. Regelrechte Ergebnisse.
Einen Bauplan:
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Eine Hitliste.
1. | Etwas zu tolerieren heißt noch lange nicht, es gut zu finden oder stehen zu lassen. |
2. | Wer nach Toleranz schreit, muss auch Toleranz geben. |
3. | Toleranz wird dann zum Problem, wenn einer meint, seine Meinung sei die einzig wahre.
è Woran orientieren wir uns dann? Es muss doch eine Richtung geben, oder?! |
4. | Toleranz allein funktioniert nicht. Toleranz braucht Co-Werte. Neben Gerechtigkeit braucht es u.a. auch Respekt und Achtsamkeit. Für den anderen und für sich selbst! |
5. | Toleranz dient dem sozialen Frieden. |
6. | Toleranz kann eigentlich nur von denen durchgehalten werden, denen Gerechtigkeit wichtig ist!
Aber was ist „gerecht“? |
7. | Wie Toleranz auszusehen hat, muss immer wieder neu diskutiert und besprochen werden. (= diskursiver Wert)
Doch ohne Kompromisse wird es nicht gehen. Aber: |
8. | Toleranz ist ein Wert, der allen ein gutes Leben ermöglicht.
Werte sind Ideen in unseren Köpfen. Deshalb braucht es sichtbare und funktionierende Regeln/Normen, die Toleranz wirk-sam machen. Aber: |
9. | Toleranz in der Technik meint: Bestimmte Abweichungen werden bis zu einem gewissen Grad hingenommen.
Und ab wann sagt der Techniker „Nein“ zur Abweichung? |
10. | Toleranz kann man weder diktieren, noch kann man sie erlauben. Sie kann nur aus der Einsicht der Menschen einer Gesellschaft heraus funktionieren. |
Und …
… Regeln!
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Da war es nun, das Wissen, …
… was Toleranz ist,
… wie Toleranz funktioniert,
… wann Toleranz ein Ende hat und
… was wir tun müssen, damit sie am Leben bleibt.
Was das alles mit Identität zu tun hat?
… Wer nicht weiß, WER er ist, erträgt nur schwer, wenn jemand JEMAND ist. Umgekehrt: … Wer weiß, WER er ist, kann andere JEMAND sein lassen. |
Aaaalso:
!!! WER SIND WIR?
Und
!!! Was bestimmt, wer wir sind?
Fortsetzung folgt …?